Bosporusgold by Ebertowski Jürgen

Bosporusgold by Ebertowski Jürgen

Autor:Ebertowski, Jürgen [Ebertowski, Jürgen]
Die sprache: ara, deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
Herausgeber: Rotbuch-Verlag
veröffentlicht: 2013-06-30T22:00:00+00:00


12. Fujitas Villa

Wenn ich bedenke, daß wir die gesamten Alkoholvorräte im Haus vernichtet hatten, dann erwachte ich erstaunlich frisch und nahezu unverkatert, und das bereits schon um halb acht Uhr. Takahashi war schon weg. Den Hausschlüssel hatte er für mich gut sichtbar auf dem Küchentisch hinterlegt. Ich duschte kurz, verzichtete aufs Rasieren, denn es war saukalt im Bad, holte den Heizlüfter in die Küche und frühstückte dann gemächlich.

Ich beschloß, auf dem Großen-Buddha-Hikingcours zu Fujitas Villa zu wandern. Gleich am Inari-Schrein, keine hundert Meter vom Haus entfernt, kann man zum Hügelweg hochsteigen. Ich überlegte, was ich anziehen sollte. Die Luft war zwar noch winterlich kühl, aber auf dem Hikingcours konnte man ganz schön ins Schwitzen kommen. Ich entschied mich für einen von Takahashis Skianoraks. Wir hatten annähernd die gleiche Konfektionsgröße. Ich kramte meine kleine Digitalkamera mit dem leistungsstarken Zoom aus dem Koffer, denn ich wollte Fujitas Villa fotografieren. Den Stadtplan nahm ich auch mit, ebenso zweitausend Euro, die ich in Ôfuna umtauschen wollte, und natürlich mein japanisches Handy.

Ich war beileibe nicht der einzige Mensch, der zu so früher Stunde unterwegs war. Mir begegneten mehrere Leute mit Hunden, zwei Klassen einer Mädchenmittelschule, alle in Uniformen, deren Oberteile Matrosenanzügen ähnelten. Dazu trugen sie sehr kurze Röcke.

Der Herr Ausländer wurde eifrig bekichert. Als ich ihnen auf japanisch einen Scherz zurief, verstummten sie und stürzten sich wie Lemminge den Pfad zum Geldwasch-Schrein hinunter. Dem Lärm nach zu urteilen, befanden sich auf dem Schreingelände weitere Hundertschaften von Mittelschülerinnen, die dort zwecks Vermehrung Münzen und Geldscheine in der heiligen Quelle wuschen.

Die Sonne strahlte, aber oben auf den Hügeln wehte ein eisiger Wind. Ich war froh über die Kapuze des Skianoraks. Am Kuzaharagaoka-Schrein setzte ich sie ab. Der Wanderweg verlief jetzt geschützt zwischen Bäumen. Ich öffnete sogar die Jacke; streckenweise erforderte der Hikingcours schweißtreibende An- und Abstiege. Eine halbe Stunde nachdem ich von zu Hause aufgebrochen war, erreichte ich die Treppe, die nach Nord-Kamakura zum Jôchiji-Tempel hinabführt. Unter mir lagen mehrere Villengrundstücke, eines davon mußte das von Fujita sein. Ich entfaltete den Stadtplan.

Ein schlanker, älterer Herr, der die steile Treppe, ohne außer Atem zu kommen, in jugendlichem Tempo bewältigt hatte, fragte mich freundlich, ob er mir helfen könnte.

Wir kamen ins Gespräch. Es stellte sich heraus, daß Professor Yashiro noch bis vor einigen Jahren an einer renommierten Tokioter Universität Europäische Literatur gelehrt hatte. Er sprach ausgezeichnet Englisch und Deutsch und wohnte im Jôchiji-Tal. Daß er auf die Mitte des achten Lebensjahrzehnts zuging, verrieten allenfalls die weißen Haare. Wir plauderten über dieses und jenes. Ich gab vor, für ein deutsches Touristikmagazin einen Fotoband über Kamakura zu verfassen, und zückte meine Kamera.

»Ein herrlicher Garten«, sagte ich und zeigte auf eine Gruppe kunstvoll beschnittener Kiefern in einem Garten, von dem ich annahm, das er zu Fujitas Anwesen gehörte.

Die Begegnung mit Professor Yashiro erwies sich als ein Geschenk des Himmels. Von ihm erfuhr ich, daß es sich wirklich um Fujitas Villa handelte. »Er hat das gesamte Anwesen erst vor drei Jahren erworben. Ich habe ihn aber in der ganzen Zeit nur



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.